2024-04-19

BOB MARLEY & THE WAILERS to the bone

BOB MARLEY & THE WAILERS rasta revolution
compilation 1974

 
Viel wird über Knochen erzählt, wenn es um Bob Marley und seine Zusammenarbeit Anfang der 1970er mit Produzent Lee Perry geht. So verordnete Perry – damals in der Prä-Black-Ark-Zeit noch nicht mit millionen Spuren operierend – Bob Marley und den übrigen Wailers eine musikalische Abspeckkur, die man mit Fug und Recht als „runter bis auf die Knochen“ bezeichnen kann. Nichts ist auf diesen Aufnahmen zu ahnen von den ausgepolsterten Gute-Laune-in-der-Entourage-Seifenarrangements, mit denen Bob Marley am Ende der Dekade als Superstar durch Babylon touren sollte. Stattdessen lösen sich die Wailers auf diesen frühen Aufnahmen von ihren amerikanischen Soul-Vorbildern und konzentrieren sich auf nackte, grimmige Grooves. Die Tracks bekommen (noch) keine Sonne ab, sie stampfen (noch) aus Räumen heraus, von denen die Farbe abblättert. Auf den wenigen einführenden Sätzen auf der Rückseite von „Rasta Revolution“ beschreibt Lisa McAvoy, wie ihr der Beat, den Marley und die Wailers auf ihrer ersten England-Tour in die Körper der Konzertbesucher klopften, noch tagelang in den Knochen gepocht hat.

Trojan Records brachte „Rasta Revolution“ 1974 auf den Markt. Die Zusammenstellung entstand also in jener Zeit, als die Reggae-Welt noch nicht mit unzähligen halbgaren Marley-Best-Of’s bis zur Verwirrungsgrenze zugekleistert worden war. Der Sound ist noch trocken, dumpf und extrem basslastig, was sich besonders auf späteren No-Name-CD-Zusammenstellungen zum Teil erheblich zu einer mittig konzentrierten Harmlosigkeit verändern sollte. Was kann da ein YouTube-Audio-Link schon Gutes demonstrieren? Nichts.

2 Gedanken zu “BOB MARLEY & THE WAILERS to the bone

  1. Ja, die Scheibe habe ich eben noch ausgebuddelt und den obigen Ausführungen kann man kaum etwas hinzufügen. Es gibt da noch ein mp3 auf meinem ipod mit einer Live-Aufnahme in einer John Peel Session aus dem Jahre 1973 (43 min.), wo die Stücke des Albums Catch a Fire vorgestellt werden. Muss man im internet als download suchen.
    Ebenfalls sehr zu empfehlen, wenn man den alten Reggae mag. Für alle, die englische Bücher lesen können, ist noch der Schinken von LLoyd Bradley "This is Reggae Music" – Grove Press books ISBN 0-8021-3828-4
    Da lernt man dann, wie die Musik entstanden ist und wie sie sich bis heute entwickelt hat. Alle Namen, die wichtig sind. Die wahre Geschichte.
    Am besten liest man das Buch auf der Veranda einer kleinen Lodge in den Hills von Westmoreland, Jamaica und besorgt sich einen anständigen Ghettoblaster. Adresse der Lodge kann ich besorgen.

    1. den schmöker vom bradley gab/gibt's auch auf deutsch: "bass culture". hannibal-verlag. kann ich auch sehr empfehlen.

Kommentare sind geschlossen.