2024-04-24

CARLOS SANTANA & BUDDY MILES – live! (1972)

Track-by-Track. Bewertung: * (nicht so gut) – ***** (gut)

side one :

1. Marbles (4:16) **1/2
Das Bass-Motiv, das dann vom WahWah übernommen wird, finde ich ein bisschen dürftig. Überhaupt wirkt der Sound mit der schweren Orgel zeitlich schon recht angegriffen. Das Gitarren-Solo stellt sich für mein Empfinden zu sehr als Solo aus.

2. Lava (2:22) **
Fortsetzung von Marbles. Hochgeschwindigkeitsgegniedel, aber mir zu egobelastet. Da gefällt mir alles von „Caravanserai“ doch um einiges besser, weil dort mehr in Sound und weniger in Individuum gedacht wird.

3. Evil Ways (6:41) ***1/2
Recht schnelle Version. Gute schneidige Bläser. Das Saxofon ist für mich ein erster Höhepunkt, hätte aber gerne noch etwas irrsinniger sein können, die Trompete legt dann noch eine Schippe drauf. Die langsame Studio-Version von „Evil Ways“ mag ich doch lieber.

4. Faith Interlude (2:09) ****
Schöner souliger, zweiminütiger Augenblick mit den Bläsern. Santanas Gitarre lärmt schön verzerrt und drängelt sich doch nicht nach vorne. Gefällt mir bisher am besten.

5. Them Changes (5:51) ***
Wieder nicht so ganz mein Fall. Das immer mal eingestreute, signifikante Gitarrenmotiv klingt mir heutzutage zu abgegriffen. Der Gesang macht mächtig Dampf. Schön, wie da in der Mitte des Tracks ein schnelles Funk-Motiv einfach so durchgezogen wird und dann in ein dunkles Keyboard-Motiv mündet. Die folgende Publikumsanimation in Verbindung mit dem treibenden Ende ist mir dann aber zuviel Testosteron. Überhaupt bin ich mit dem ganzen heterosexuellen Männerschweiß, der die erste Seite umwabert, nicht so ganz glücklich.

side two :

1. Free Form Funkafide Filth (25:14) ****1/2
Alles was ich auf Seite 1 noch zu meckern hatte, wird hier zu Gold. Plötzlich ersetzt ein aus tausend kleinen Teilen zusammengesetzter Groove die Hochgeschwindigkeitsmuskelmaschine. Die ganze Band ist hier enorm zusammen, Ego-Spiele sind nicht auszumachen. Stattdessen scheinen die solistischen Ausflüge aus anderen Räumen eingespeist, mit den Musikern als Medium. Ab und an fällt das ganze Gebilde in ruhigere Löcher, aus denen es sich dann wieder inspiriert erhebt, als hätte es neue Materie getankt. Kosmischer Jazz im besten Sinn, der allerdingst nicht so unsensibel ausgeblendet gehört.

Insgesamt eine durchwachsene Angelegenheit, mit einer ersten Seite, die mir recht angejahrt vorkommt und einer zweiten Seite, die die angemufften Achselhöhlen mit kosmischem Deo zum Duften bringt. ***1/2