Ganz kurzweilig fand ich es, aber ich hatte die gleichen Probleme, die ich oft bei Biopics habe: Ikonisches wird abgehakt, die Protagonisten haben kaum Tiefe oder Entscheidungsspielraum, sondern sind Darsteller und Abziehbilder der überlieferten Historie. Glänzende, absolut beulenlose Oldtimer fahren durch ein rekonstruiertes New York der ersten Hälfte der 60er, alle Menschen scheinen frisch gekaufte Klamotten zu tragen und man fragt sich, ob es damals schon LED-Glühbirnen gab, so hell und unfunzelig leuchten die Lampen in den Räumen manchmal. Figuren werden teilweise arg simpel eingeführt („Wer bist du denn?“ „Ich bin Al Kooper!“).
Timothee Chalamet als Dylan macht seine Sache gut, auch wenn ich mir gewünscht hätte, er wäre nicht ganz so häufig geheimisvoll ausdrucksreduziert mit halb geschlossenen Lidern herumgelaufen. Ich hätte mir da manchmal ein bisschen mehr Elektrizität gewünscht, die aus den Knochen herausbritzelt. Wird dafür zumindest das Bewusstsein bebritzelt? Nun, ein bisschen. Es wird Tabak geraucht und auch mal ein bisschen getrunken, mehr Drogen scheint es in der ersten Hälfte der 1960er nicht gegeben zu haben.
Positiv: Monica Barbaro als Joan Baez singt besser als Joan Baez. Aber vielleicht wäre Joan Baez auch nie die Joan Baez geworden, die man kennt, wenn sie nicht die Fähigkeit besessen hätte, ihre enervierende Stimme als zusätzliche Ebene des Protests einzusetzen.
Wie gesagt, es war trotzdem kurzweilig. Dass dann wirklich noch drei bestimmt über die Jahrzehnte sorgsam restaurierte Straßenkreuzer in einer kurzen Einparkszene ganz unspektakulär gerammt und demoliert werden, als wäre es das Normalste der Welt, war für mich die überraschendste, schönste und lustigste Szene des Films.