TAKEO TOYAMA hello88
2003
Immer noch eine schöne, verspielte Platte mit extraniedlichem “Put a bird on it”-Cover. Eine dieser elektroakustischen, aber vorwiegend akustischen, oberfreundlichen Dinger zu Anfang bis Mitte der Nullerjahre, die auf Staubgold oder, wie in diesem Fall, auf Karaoke Kalk erschienen sind. Und oberfreundliche Platten sagen dann eben auch in (fast) allen Songtiteln “Hello …” statt “Fuck you …”.
Takeo Toyama ist ein Pianist, dessen zwirbelige Piano-Figuren nach klassischer Ausbildung duften wie ein Kirschbaumgarten im Frühling. Zwischen Kinderlied, einreißenden elektroakustischen Etuden und leichtem, hakig komponiertem Kammerensemble-Sound klingt “Hello 88”, das trotz vorgeblicher Naivität in Titel- und Umschlaggestaltung doch gleich mit dem ersten Song klarmacht, dass wir es hier mit Erwachsenenmusik zu tun haben: “Hello Porno”.
Das mit den einreißenden Etuden nehme ich gleich wieder zurück, denn es war nur der Staub an der Nadel, der die Etude reißen ließ. Aber trotz Staubbefreiung bleibt “Hello Bricks” ein frei von Songstrukturen komponiertes Klöppel- und Kurzgeräusch-Stück. Das freundlich und verhalten besungene “Hello Friends” hätte es sich in seinem kleinteiligen Patchwork auch auf “Smiley Smile” gemütlich machen können (oder eben tatsächlich auf “Friends”), bis es dann mit polternden Drums, hartem Klavieranschlag und Progsynthie eine unerwartete Wendung nimmt, in die sich immer wieder tropikalistische Bläser einmischen. Auch sonst werden Sixtiesimpressionen durchgespielt, wie sie Lætitia Sadier auch nicht besser auf abgelegenen Flohmärkten hätte ausgraben können (“Hello Kettle”).
Also es tut sich was auf “Hello88”. Maxi- und Miniaturen, Popsong und liebliches Sperrgut. Mein Lieblingsstück war bis vor kurzem das beatleske “Hello Birds”, aber mittlerweile kann ich die gesamte Veranstaltung als kleines, immer noch beständig hörenswertes Meisterwerk dem geneigten Hörer an die Ohren legen.