2024-11-05

THE 13TH FLOOR ELEVATORS: Slip Into Their House


THE 13TH FLOOR ELEVATORS
Easter Everywhere
1967

Was soll der ganze Versteh-Scheiß, wenn man sein Gesülze einfach so runterasseln kann? Spontan sein, frei sein – DOIT!DOIT!DOIT! – und schon sind wir in einem Jahrzehnt, das ich jetzt mal ein Schlüsseljahrzehnt nennen will, falls man mit Rock und Drogen und illusorischen Hoffnungen in und auf Musik, die etwas zum Positiven ändern könnte, was anfangen kann (sowohl mit der Illusion als auch mit dessen Soundtrack). Kann Musik nicht, aber das wusste man damals noch nicht, der Weg zum Besseren führt über das Innere, das wusste man aber dafür irgendwann. Als erstes wusste das Dylan, und das haben in Lichtgeschwindigkeit dann ganz viele andere auch kapiert (sehr viele aber auch überhaupt nicht), und mit die ersten, die das in Psychedelik transformierten, waren die 13th Floor Elevators aus Austin, Texas – also nicht gerade aus dem Zentrum des süßen Blumenfriedens – und zwar nicht erst im Medien-Sommer-der-Liebe 1967, sondern schon 1966.

Ich habe diese Zeiten nicht erlebt und du hast sie nicht erlebt, aber Sänger Roky Erickson hat sie erlebt – und ich glaube, es hat ihm auch ein kleines bisschen geschadet.Denn seitdem ist er nicht mehr alleine. Geister, Alien und Zombies schwirren um ihn herum und leisten ihm Gesellschaft, wann immer er will oder auch nicht will. Langeweile kommt da nicht auf. Zuviele Dinge gefuttert, die man gut dosieren sollte. Die erste Elevators („The Psychedelic Sounds of the …“) ist ein mit Dayglow-Farben in Löschpapier gedrucktes Pamphlet einer sich gerade eben noch so unter ihrer Kontrolle befindlichen Punk-Psychedelik-Band, die in jedem Fall auch ihren Platz im 13th thread of the lieblingsrecord verdient hätte. Ich bleibe jedoch seit einiger Zeit bei der zweiten der Elevators – „Easter Everywhere“ von 1967 – hängen.

Die hatte ich bis vor kurzem kaum wahrgenommen, weil sie mir von der ersten Elevators überschattet schien. Ist aber in Wirklichkeit sogar besser! Der für die Band typische „acid-quirl“ (ich nenne es nur so, weil ich für dieses plockernd-flirrende Geräusch, das so viele ihrer Songs unterhöhlt, keinen offiziellen Begriff kenne) wird sparsamer und effektiver eingesetzt. Überhaupt: In relativer Studiofreiheit aufgenommen (sechs Wochen alle Zeit der Welt), ist sie dafür eine ganz tolle Gitarrensound-Platte geworden! Natürlich schwerst be-psychedelic-t. Die Band spielt konzentriert und in allem Treibenlassen doch auf den Punkt, der für mich schon so etwas wie das Optimum an songorientierter Psychedelik markiert. Später hat Roky Erickson ja tatsächlich lupenreinen Hardrock gemacht, und „Easter Everywhere“ nimmt Elemente davon vorweg – Proto-Hardrock statt Proto-Punk. Ach, jetzt hat der Verstand beim Schreiben doch wieder die Oberhand gewonnen.

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