Schlagwort: Peaking Lights

  • PEAKING LIGHTS haben gebrummt

    Ich ertappte mich dabei, wie ich Überlegungen anstellte, mir Led Zeppelin III nachzukaufen. Um diesen Gedanken schnell wieder zu verdrängen, musste ich schnell in meinem kleinen Vinylhügel eine akustische Gedankenüberlagerung finden. Ich fand sie bei Peaking Lights‘ „Imaginary Falcons“. Das sympathische Liebespaar Indra Dunis und Aaron Coyes ist auf „Falcons“ noch mehr an den brummigen, irrealeren Dingen des Lebens interessiert. An einem abgewetzten Schleier der Erinnerungen, der selbst einen Gruß an einen Spatzen noch in einen elektronischen Superzeitlupentrip hüllt. Aus diesen brüchigen Geschichten der Liebe ist dann tatsächlich später ein kleiner Racker entstanden, dem dann aber erst auf dem übernächsten Album „Lucifer“ – freilich etwas kinderfreundlicher – gehuldigt wird. Ich glaube, Led Zeppelin III brauch ich doch nicht.

    PEAKING LIGHTS  imaginary falcons 
    2009 

  • PEAKING LIGHTS kind und kegel

     

    PEAKING LIGHTS lucifer
    2012

    Die Peaking Lightshinter
    dessen Namen sich ein freundliches, junges Paar verbirgt, das im
    heimischen Studio an  elektronischen Geräten und antiken Beatboxen
    werkelt, über die Sängerin Indra Dunis dann schön verhangen die Vorzüge
    der kalifornischen Sonne preist – waren im vorletzten Jahr irgendwie
    mehr im Bewusstsein popkultureller Betrachtungen als im Jahr darauf.

    Das
    lag vorwiegend am Hypnagogic-Hype, also jener vorwiegend elektronisch
    behandelten Musik, die sich alter 1920er-bis-1980er-Jahre-Ästhetiken
    bediente, um sie dann qua aktueller Filtersoftware mit soviel
    künstlicher Erinnerungspatina zu belegen, bis sie in der Zeit angelangt
    war, in der sie entstand – nämlich um die Jahrzehntwende der 2010er
    Jahre.

    Mit „Lucifer“ von 2012 aber konnte dann das ein oder andere Online-/Magazin nicht mehr viel anfangen. Man rang sich vielleicht mal eine
    recht freundliche Kritik ab oder verriss gleich das ganze Album (WIRE).
    In diversen Jahrescharts tauchten die Peaking Lights nicht mehr auf,
    und auch ich konnte mit „Lucifer“ erst nicht so richtig warm werden. Zu
    zahm schien es mir, zu glückselig blubberte sein Dub vor sich hin.

    Dann
    aber hat’s irgendwann gefunkt, und ich konnte die rumpelnde Melange aus
    Beatbox-Geklapper, Keyboard und Lobpreisungen an den jungen Sohnemann
    (Lucifer?) genießen wie einen Massagesessel. Kommt beonders gut, wenn
    man „Lucifer“ ganz durchhört, falls dafür deine Aufmerksamkeitsspanne
    ausreicht, lieber Leser. Aber wenn du bis hier dem Text gefolgt bist,
    bist du eigentlich schon qualifiziert.

    (video in deutschland nicht verfügbar …)

  • PEAKING LIGHTS sonne scheint (draußen)

    PEAKING LIGHTS „936“

    2011

    Als wäre die Zeit stehengeblieben. Im Dub. Das tut sie eigentlich seit 30 Jahren schon. Immer wieder hat es den Anschein, als geht sie dann doch weiter, die Zeit: Echos verschwinden wieder, oder gehen in neuen Klanggeneratoren auf, die erst mal sehr aufregend sind, weil man so viel aus ihnen herauszuholen glaubt. Maschinen bieten prima Möglichkeiten, Musik am Laufen zu halten, aber das was da läuft, muss vorher trotzdem erst mal auf die Beine gestellt werden. Und wenn erst mal alles soweit steht, kann man’s meistens auch einfach so lassen, ohne die Möglichkeiten der Maschinen gänzlich auszureizen. Und wenn statt einem Mehr das Wenige eigentlich reicht, kommt doch das Echo wieder zurück. Und damit der Dub. Ein ewiger Kreislauf.

    Während aber besagte Tontechniker in den 1970ern im Dub eher die dunkle Seite des Originals herausarbeiteten, wo sie dann entsprechend mit Schlagzeugbomben, zischelnden Snares, vereinsamt stehen gelassenen Silbenfetzen oder Tonband-Endfiepen unheimlich Unheimliches hervorkriechen ließen, haben es Peaking Lights aus Wisconsin da eher mit der Sonnenseite des Lebens. An den Songtiteln von „936“ kann man das Gemüt des zart dubbigen Duos gut erkennen: „All The Sun That Shines“, „Birds Of Paradise“, „Amazing And Wonderful“ oder auch einfach „Summertime“. Was aber natürlich nicht im Entferntesten schlechter ist, als immer nur dem guten Bösen das Wort zu reden, denn man kann ja nicht immer nur dem Dunklen und Hässlichen frönen (das sagte so ähnlich auch schon Greg Norton, der Bassist der Hardcore-Schredderer Hüsker Dü, als er mal sinngemäß feststellte, dass er sicher nicht Hüsker Dü’schen Hochgeschwindigkeits-Metal-Punk zu hören pflegt, wenn er mal tagsüber gedankenverloren mit dem Walkman durch die Stadt spazieren gehen würde).  

    Und da man meist ausgerechnet in schattigen Studios oder Appartements an solch sonnigen Dingen arbeitet, also die Sonne genau dort nicht scheint, wo man ihr zu ehren ein paar Audiospuren vollgroovt, schwebt meist eine leichte Melancholie mit in den Tracks von Peaking Lights. Man will halt raus, dahin, wo der Grund für die Tracks liegt – das Leben in der Sonne – anstatt die Musik für diesen Grund zu machen. Die leichte Melancholie zeigt sich dann im etwas elegisch langgezogenen Gesang von Indra Dunis  (die zusammen mit Aaron Coyes das Duo Peaking Lights bildet). Deren gefährlich elfenhafte Stimme wird zum Glück aber immer wieder hübsch konterkariert von brummeligen Bassfiguren, grummelnder Elektronik, rumpelnden Drums und kleindröseligen Keyboard-Figürchen. Das ist spannend zusammengeführt und will der Sonne gar keine Konkurrenz machen. Die macht draußen eh was sie will, nämlich scheinen.

    Dass Peaking Lights aber trotzdem das Opfer auf sich genommen haben, sich fürs Kämmerlein und die Musik zu entscheiden, hat der Welt ermöglicht, dieses Album zu hören. Ihr Opfer hat sich gelohnt. Und jetzt raus aus dem Haus, Sonne genießen! Aber bitte warm anziehen.