2024-03-29

GARCIA & GRISMAN selbstverständlich klingt es

Jerry Garcia & David Grisman
1991

Ich poste das weiter unten verlinkte YouTube-Video nur deshalb, weil ich lange Zeit das Gefühl hatte, das Musikstücke, die im Umfeld er Grateful Dead entstanden sind, mich, wenn überhaupt, dann immer nur zufällig kriegen würden. Nie als Bestandteil bestimmter Platten, nie als Bundle. Tatsächlich hatte mich noch keine einzige Platte von den Grateful Dead überzeugen können. Aber wenn ich in ganz anderen Zusammenhängen ohne Absicht auf etwas aus ihrem Dunstkreis stieß, dann hatte es mir meist doch gefallen. So z.B. der Soundtrack Jerry Garcias zur „Twilight Zone“-Serie, oder eine Liveversion von „Dear Prudence“ als YouTube-Video.
Und so eben auch der Track von Jerry Garcia & Mandolinist David Grisman, den Banjo-Bauer Neil Turner einem Video unterlegt, das im Zeitraffer zeigt, wie Neil einen Banjohals aus einem einzigen Stück Holz herausarbeitet. Zufällig hat Neil Turner auch den Hals meines Banjos gefertigt. Aber ich lasse diesen Umstand nicht als Besonderheit und unzulässige Voreingenommenheit gelten. Der Song heißt “Dreadful Wind and Rain”. Ausnahmslos jeder Mensch wird ihn als gut empfinden. Das steht für mich außer Frage.
Und jetzt kommt das Wunder: Ich besorgte mir daraufhin tatsächlich eine CD von den beiden – „Jerry Garcia & David Grisman“ von 1991 – und war sofort tranquiliert von der meisterhaften Entspanntheit, mit der die beiden in totaler Selbstverständlichkeit die lockerste Folkmusik der Welt aus Gitarre und Mandoline (sparsam begleitet von Standbass und Perkussion) heraushauten. Der Bann war gebrochen: Ein Album aus dem Dead-Umfeld überzeugte mich von der ersten bis zur letzten Sekunde. Es gibt Tage, da kriege ich von diesen in tiefsten Tiefen amerikanischer (und auch mal arabischer) Kultur versinkenden Folk-Tauchgängen nicht genug.

11 Gedanken zu “GARCIA & GRISMAN selbstverständlich klingt es

  1. (Tatsächlich hatte mich noch keine einzige Platte von den Grateful Dead überzeugen können.)

    Jetzt enttäuscht Du mich allerdings zu erstenmal. Natürlich waren die Dead live immer besser als auf Platte, so solls ja auch sein. Dennoch hat z.B. eine Platte wie Blues for Allah jederzeit einen Platz in meiner Plattenkiste für die berühmte Insel Hast Du'`s damit schon probiert?
    Grüße, Ornette!

  2. Hoffe, deine Enttäuschung mildert sich ein wenig, wenn du erfährst, dass ich Blues For Allah nicht kenne. Ich kenne auch viele, viele andere Platten der Dead nicht. Man urteilt eben immer nach dem individuellen Kenntnisstand. Danke jedenfalls für deinen Kommentar, Ornette, und für deine Empfehlung von Blues For Allah. Ich forsche da mal nach.

  3. Heute Blues For Allah gehört. Geht mir so wie bisher mit den Dead: Mir kommen Worte in den Sinn wie "dünner Sound, dünne Stimme, gehemmt, seltsam emotionslos verschachtelt". Mich lässt es kalt. Da finde ich die Garcia/Grisman-Zusammenarbeiten allesamt besser.

  4. Tja, für mich war Garcias Stimme immer eine der (alters)weisesten, menschenfreundlichsten und entspanntesten around, irgendwie das Gegenstück zum von mir mindestens ebenso geschätzten Robert Wyatt. Zusätzlich einer meiner Lieblingsgitarristen. Auf dieser Platte hatten sie wohl den Zenit ihrer Songwriterfähigkeiten erreicht.
    Vielleicht beim nächstenmal?

  5. Sag mal, auf Blues For Allah singt aber doch nicht Garcia, oder? Das ist doch eigentlich immer ein anderer, der da singt. Der Hunter? Ich glaube nämlich, dass ich Garcias Gesang eigentlich auch sehr gerne mag, wenn ich da an die Garcia/Grisman-Sachen denke.

  6. ja ja, der ewige grateful-dead-glaubenskrieg…..finde von denen auch nicht alles gut, am allerwenigsten die studioplatten (einzige ausnahme: workingman's dead), bei den live-sachen kann man schon das ein oder andere toll finden, zum einstieg z.b.'hundred year hall' oder 'europe 72'. die live-version der gesamten blues-for-allah ist auch um längen besser als das studio-gedöns, nachzuhören auf 'one from the vault'. sollte man mehr zu den garcia-solo-sachen tendieren, empfehle ich 'shady groove' (auch mit grisman), alles von 'old and in the way' und das gold coast concert mit grisman, lungert auch irgendwo als bootleg im netz rum.

  7. Danke für deinen ausführlichen Kommentar! Lustigerweise ist die "Shady Grove" gerade zu mir unterwegs. Daraus ist ja auch die musikalische Unterlegung für das Youtube-Video entnommen. Die anderen Tips werde ich mir auch mal reinziehen. Zudem ist eine DVD von Garcia/Grisman zu mir unterwegs ("Grateful Dawg"). Du siehst, ich bin schon voll am Forschen. 🙂

  8. wow, eine wahre kommentarflut. und weil ich endlich mal wieder zeit habe, gebe ich auch gleich noch meinen dead-senf dazu.

    auch ich bin kein dead-head. das gemuckere und gejamme kann einem manchmal dann doch so auf den senkel gehen, dass man sich lieber anderer musik widmet. zudem müsste man als dead head sich irgendwo ein lagerhaus mieten um die ganzen platten die bis heute in großer regelmäßigkeit veröffentlicht werden, stapeln zu können. und einen geldscheißer benötigt man dann wohl auch.

    als grateful dead damals im rockpalast spielten – ich habe es nicht gesehen, nur in meinem zimmer mit kopfhörer gehört und auf kassette aufgenommen – war das quasi mein erster wirklicher kontakt. meine ersten dead platten waren dann die live dead und working man's dead. letztere gehört für mich zum besten, was die dead je gemacht haben und sorgt bei jedem hören erneut für gänsehaut. auch die erste hunter und die erste garcia soloalben sind groß.

    bis heute wurmt mich immer noch, dass ich anfang der neunziger nicht zu einem konzert der dead in berlin im icc gegangen bin. verweigerung von großen konzerthallen und zu hohen preisen. ganz schön blöd von mir.

    wie gesagt, ich bin kein fanatiker und habe daher vieles nur am rande mitbekommen – oder gar nicht, wie diese garcia/grisman scheiben. das habe ich jetzt nachgeholt. entspannte virtuosität. die cd ist unterwegs zu mir. ich freue mich drauf. danke, werner.

    grüße, andreas

  9. Hier singen tatsächlich hauptsächlich Garcia und Weir. Hunter hat hauptamtlich immer nur die Texte geschrieben.

  10. Danke für die Info, Ornette. Ich komme jedenfalls irgendwie nicht "rein" in Blues For Allah. Ist vielleicht auch eine Frage der Zeit. Bei Dylan hat's ja auch irgendwann geklappt bei mir.

  11. Hallo Ahrensfeld – hastes schonmal mit U.S. Blues – From The Mars Hotel probiert?

    Und was ist mit dem gemeinsamen Werk von Garcia & Merl Saunders?

    Ganz ehrlich: ich will was ganz anderes. Nämlich nen Kontakt. Von Dir und Deinen beiden Mitstreitern GRIMM und musicmatic. Den hab ich aufm Blog nicht gefunden. Deswegen missbrauche ich die Kommentarfunktion. Eure Schreibe ist ebenso ansteckend wie aneckend. Würde Euch gerne für ein anderes Projekt begeistern.

    Grundsätzlich Interesse? – Freue mich über Rückmelde bei
    Thomas unter thomas.kuehnrich@indiwieduwillst.de .

    Danke. Und bis vielleicht bald,
    t.

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