„Tales From Topographic Oceans“ von 1974 ist dasjenige Album aus der Hauptphase von Yes (ihrer main sequence – von „The Yes Album“ bis „Going For The One“ – wie Bill Martin sie in Anlehnung an den Entwicklungszyklus von Sternen nannte), mit dem sie’s übertrieben haben. Ihr utopistischer Ansatz wurde zugespachtelt mit seltsam auf der Stelle tretenden Auftürmungen, denen die Erdung in der Realität abhanden kam. So wurde aus dem Streben nach besserer Existenz ein nur schwerfällig in Bewegung zu bringender Eskapismus.
Ich sage aber auch, dass es gut und notwendig war, zu übertreiben, weil man aus dieser Erfahrung heraus so klug werden konnte, den Vorgänger „Close To The Edge“ als nicht zu überbietene, gerade richtige Mischung aus Erdung, Gipfelsturm und Entwicklungsgeschichte zu begreifen.
„Tales“ hat trotzdem einige gute Momente, immer dann, wenn es sich von der großen musikalischen Klammer löst und kleinere Teile einflicht. Lustigerweise hatte Rick Wakeman danach erstmal die Nase voll von Yes, obwohl sein Synthiekram
nicht unwesentlichen Anteil an dem Spachtel hat, der „Tales“ bisweilen verklebt. Wakeman zeigte zu jener Zeit seinen Widerwillen gegen die Yes’sche Konzept-Entwicklung beispielsweise dadurch, dass er sich auf offener Bühne vom Roadie ein
fettes Chicken-Curry reichen ließ, was die übrigen Bandmitglieder – alle Vegetarier zu der Zeit – irgendwie nicht so gut fanden. Aber Wakeman in seiner Bühnenverkleidung als Eso-Supermann ein Curry essen zu sehen, womöglich noch den edlen Seidenstoff bekleckernd, ist auch wieder eine sehr erheiternde Vorstellung.
Nach „Tales“ konnte Yes mit „Relayer“ nochmal ein ähnlicher Wurf wie
„Close“ gelingen, weil sie sich – ohne Wakeman – in teils beeindruckender Aggression den
Themen Krieg und Frieden widmeten und nicht versuchten, wieder nur nach
Erlösung zu suchen. „Relayer“ ist ein lupenreines Flaming Lips-Album.
Ich war geschockt, als mir das klar wurde.