ROBERT WYATT | rock bottom | 1974
Wyatts zweite Solo-LP entstand einige Monate nachdem er es für das Beste hielt, eine Party über den Balkon zu verlassen. Auf Rock Bottom verarbeitet er seinen Sturz in die Querschnittslähmung. Ein besonderer, unwirklicher Fluss durchzieht die Musik, großenteils hervorgerufen durch ein italienisches Billigkeyboard. Freunde helfen aus am Bass und an der Gitarre, auch mal an der Bass-Klarinette oder an der Violine. Auf den letzten Stücken der jeweiligen Plattenseite türmen sich freiere Strukturen auf, unter anderem vom großartigen Trompetenspiel von Mongezi Feza. Eine meiner liebsten Platten ever.
Wyatts Lebensgefährtin Alfreda Benge entwarf das Cover. Ein ultrazart gezeichnetes Setting einer fremden, aber doch nicht unfreundlichen Unterwasserwelt. Ein bisschen wirkt der Meeresgrund als Ganzes wie ein lebendiger Organismus. Ein Beispiel der britischen Green Language. Im Wasser sieht man einen Menschen mit Rettungsring. Er hält sich an ein paar Luftballons fest, als könnten sie ihn gleich aus dem Wasser ziehen. Falls es beim ersten Mal nicht klappen sollte und er wieder zurück fällt, dann würde er weich fallen, das Wasser schützt ihn vor dem steinigen Untergrund. Einige Jahre später sieht man Wyatt auf einer Taube über dem Boden fliegen. Wasser und Luft als beschützende Elemente, Erde als rock bottom, als harter, steiniger Gegenpol. Wie bei Wyatt üblich, singt er ohne Selbstmitleid, aber seine Stimme hat die Fähigkeit, emotionale Zustände zu dokumentieren, mal mit Worten, mal mit Lauten. Jazz.
Das CD-Release in den 1990ern auf Ryko hat ein anderes Cover. Wahrscheinlich, weil man im CD-Format kaum etwas vom Original erkennen kann. Ein späteres CD-Release auf Domino enthält hingegen wieder das originale Covermotiv.
Interessant Variation! Nie gesehen das CD-Cover! Auch von Alfreda Benge? Wahrscheinlich.
Ja, das Alternativcover müsste auch von Alfreda Bench sein.