2024-12-08

KEITH HUDSON: krächzt sich durch

Es gibt Tage, da möchte ich nur U Roy zuhören, wie er auf „Dynamic Fashion Way“ „the great produsah Keith Hudson“ mit der berühmten „Studio kinda cloudy today“-Einleitung ankündigt. Soviele Silben zu verschlucken ist doch komplett übermenschlich!

Aber darum soll’s hier gar nicht gehen, sondern um die unwirkliche Stimmung, die die besten Arbeiten Keith Hudsons auszeichnet, speziell in diesem Fall: das mesmerisierende „California“. Zwischenwelten, nicht Körper, nicht Gefühl, sondern beides und nichts, was irgendwie noch eigener Wille ist. In diese Stimmung krächzt Keith Hudson dann rein wie ein Wesen fremder Art im Paradies anderer Wesen. Ein gefühlvolles WahWah nimmt uns mit auf eine Reise ins erwünschte Land („On my way to California“ – komisch eigentlich, ich dachte immer Afrika wäre das Land, welches …), Bongos verschmelzen mit Bässen, schöne Frauenstimmen summen dich geschmeidig an, irgendwann werden Wörter deutlich („The darkest night/ On a wet looking road“ – da findet Hudson dann seine Erleuchtung). Im Break hält die Welt den Atem an, wenn sich plötzlich der Chor erhebt („Feeling very well/ Looking through the bones/ To the very very thoughts of you“, verstehe ich immer). Um dann in einen samten ausgekleideten Schwindel reinzutrudeln. Dieses Schwindelgefühl wird im anschließenden, nahtlos hineingemorphten Dub („By Night Dub“) nochmal archaisch und traumartig durchgekostet. Ist das noch Reggae? Was ist das? Alles ist fließend, ist Rhythmus, ist Trance. Die Reise nach California ist religiöse Erhöhung, aber egal, was Hudson buchstäblich vorgeschwebt haben mag, im Schleier des hypnotischen Sogs erkenne ich vor allem eins: Es geht um puren Sex mit Liebe!

Technische Zusatzinfos:

– Zu finden ist „California“ auf „Playing It Cool“ von Keith Hudson. WVÖ auf Basic Replay, dem Sublabel von Basic Channel. Bei Boomkat kann man mal reinhören. Sound ist schlecht und gibt zu wenig wieder.

– Man kann auf diversen Versions von „California“ das ganze, faszinierende Untergerüst auf seine metaphysische Beschaffenheit hin untersuchen. So existiert eine Version auf Hudsons Superplatte „Flesh Of My Skin Blood Of My Blood“ (WVÖ Basic Replay), und auch auf dem Do-CD-Sampler „The Hudson Affair“ (Trojan) sind zwei Versionen zu finden (“Darkest Night On A Wet Looking Road” und Darkest Night Version”). Die tollste Version ist aber die vollkommen beseelte Version auf „Playing It Cool“.

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